Bauwirtschaft: Wenn der Staat zum Risiko wird! Ein Insider hat erneut bei mir knallhart ausgepackt.
Geben wir ihm Respekt und Aufmerksamkeit!
Der tägliche Kampf um Liquidität: Ich bin seit über zwanzig Jahren im Baugeschäft, aber was wir heute erleben, hat mit ehrlichem Unternehmertum nichts mehr zu tun. Wenn wir für die öffentliche Hand bauen, ist jedes Projekt ein finanzielles Risiko.
Laut VOB (Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen) müssten Zahlungen innerhalb von 21 Tagen erfolgen. In der Realität warten wir oft doppelt oder dreimal so lange. Begründet wird das mit internen Abläufen, die angeblich nicht schneller gehen. Währenddessen laufen Löhne, Maschinen, Materialkosten alles auf unsere Rechnung. Wir finanzieren im Grunde den Staat vor, der uns gleichzeitig mit immer neuen Vorschriften knebelt.
Die Tricks in den Ausschreibungen: Viele Kommunen umgehen die VOB inzwischen ganz bewusst. In den Vorbemerkungen der Ausschreibungen werden Risiken versteckt, Leistungen verschoben oder Verpflichtungen auf uns abgewälzt. Wer das merkt, steckt schon mitten in der Falle. Denn ein Baustopp ist rechtlich kaum durchsetzbar, selbst wenn Nachträge offen oder fehlerhafte Ausschreibungen offensichtlich sind. Statt fairer Zusammenarbeit gibt es dann Papierkrieg: Schreiben, Gegenschreiben, Nachforderungen. Oft beauftragen die Kommunen externe Büros, die darauf spezialisiert sind, Unternehmer systematisch zermürben. Die Zeche zahlen wir: Zeit, Geld, Nerven.
Ein System, das Verantwortung abschiebt:
Genehmigte Nachträge? Werden erst ausgezahlt, wenn der Gemeinderat tagt, also Wochen später. Fehlerhafte Massen oder Planungen? Werden ignoriert. Architekten und Projektsteuerer sichern sich juristisch ab, während wir haften, wenn etwas schiefgeht. Ich kenne Kollegen, die wegen solcher Vorgänge in die Insolvenz gerutscht sind. Nicht, weil sie schlecht gearbeitet hätten, sondern weil sie monatelang auf ihr Geld warten mussten.
Das Schlimmste: Diese Vorgehensweise ist längst kein Einzelfall mehr, sondern Alltag. Der Staat, der Verlässlichkeit predigt, verhält sich selbst wie ein säumiger Schuldner.
Respektlosigkeit gegenüber dem Handwerk: Wir erleben eine offene Verachtung gegenüber Bauunternehmern und Handwerkern. Wir sollen liefern, funktionieren, zahlen, aber bloß nicht fordern.
Viele meiner Kollegen nehmen heute keine öffentlichen Aufträge mehr an, weil sie sagen: „Lieber gar kein Auftrag als einer vom Staat.“
Trotzdem müssen manche aus wirtschaftlicher Not einen Vertrag unterschreiben in der Hoffnung, dass sie irgendwie durchkommen.
Aber die Wahrheit ist: Dieses System ruiniert den Mittelstand. Am Ende bleiben nur große ausländische Firmen übrig, die sich das leisten können. Das ist kein Zufall, das ist politisches Versagen und es zerstört das Rückgrat dieses Landes.
Den Mittelstand.
Wow. Danke, dass du dein Insiderwissen mit uns geteilt hast. Schlimm.