Als junge Frau aus einem Land, in dem Krieg und Unsicherheit herrschten, in dem ein totalitäres islamisches Regime die Diskriminierung und Unterdrückung von Frauen zur Normalität gemacht hatte, so sehr, dass viele von uns unser eigenes Frausein hassten, in dem es weder Meinungs- noch Pressefreiheit gab und in dem ich täglich von Verhaftungen, Folter und Hinrichtungen in meinem Bekannten, und Verwandtenkreis hörte, floh ich nach Deutschland.
Hier fand ich Sicherheit und Würde als Frau. Ich konnte die Musik hören, die ich wollte, unzensierte Bücher lesen, die ich selbst auswählte, und meine Meinung frei zu Religion, Politik und Kultur äußern. Und ja, ich konnte auch selbst bestimmen, mit wem ich meine Zeit, oder mein Bett, teilte. Ich konnte endlich ich selbst sein und meinen tief verwurzelten Hass auf mein eigenes Geschlecht überwinden.
Das Gefühl des Verlusts, das mich beim Verlassen meiner Heimat und meiner Liebsten begleitete, wurde hier durch etwas Neues ersetzt. Ich lernte großartige Menschen kennen, denen ich im Iran (aufgrund der dort herrschenden Verhältnisse) nie begegnet wäre. Diese Begegnungen, zusammen mit sozialen Sicherheiten und vielen anderen Faktoren, gaben mir ein Gefühl der Zugehörigkeit. Ich konnte mich frei und sicher bewegen, tanzen und das Leben genießen, egal zu welcher Tages oder Nachtzeit, ob betrunken oder nüchtern auf dem Heimweg von einer Party, ohne Angst vor Übergriffen.
Doch leider muss ich sagen: Diese Zeit ist vorbei. Vieles hat sich verändert, und nicht nur zum Guten. Obwohl viele Muslime aus islamischen Ländern geflohen sind, werden die kulturellen Werte und Normen ihrer Herkunftsländer hierzulande im Namen der Vielfalt und Minderheitenrechte von staatlicher Seite unter Schutz gestellt. Insbesondere Frauen werden dabei mit den importierten patriarchalen Strukturen allein gelassen. Geschlechterapartheid, Frauenfeindlichkeit und identitäre Parallelgesellschaften werden nicht nur geduldet, sondern in manchen Fällen sogar verteidigt.
Generationen von Frauen werden so niemals die Erfahrung eines selbstbestimmten Lebens machen können, eine Erfahrung, die mein Leben in Deutschland geprägt hat und die für mich einst selbstverständlich schien.
Alles macht mich traurig.
Traurig, weil ich meine Heimat verlassen musste. Traurig, weil ich nun sehe, wie dieselben Unterdrückungsmechanismen, vor denen ich floh, sich wieder ausbreiten. Traurig, weil Frauen, die nach Selbstbestimmung suchen, oft von Politik allein gelassen werden. Traurig, weil das, was einst Sicherheit und Hoffnung gab, nicht mehr selbstverständlich ist.
Und am traurigsten macht mich, dass ich nicht mehr weiß, wo ich wirklich hingehöre.