Das klingt irgendwie griffig, greift aber dennoch zu kurz. Ein Vergleich:
Während des Balkankrieges kamen von 1992 bis 1997 ca. 350.000 Menschen aus BIH und nochmals 180.000 vom Kosovo nach Deutschland. Die Rückführung der Bosnier begann bereits Mitte 1996 und war Anfang 1998 faktisch abgeschlossen. Kurz darauf Mitte 1999 startete die Rückführung der Kosovaren, die Mitte 2000 abgeschlossen war. 2001 befanden sich nur noch 40.000 Menschen vom Balkan die als Kriegsflüchtlinge gekommen waren, im Land. Das waren absolute Härtefälle mit tadelloser Integration und hervorragender Sozialprognose (zu denen meine Familie gehörte).
Was heißt das nun für die Situation der Syrer?
Es kann und darf keine politische Frage sein, wer bleibt und wer geht, weil sie so wie in diesem Fall von Dürr viel zu unzureichend beantwortet wird („wer sich integriert hat und arbeitet“) und wir in eine links-rechts Debatte kommen, die keinem hilft.
Damals haben Ausländerbehörden vor Ort entschieden, wer tatsächlich integriert und bei wem die Sozialprognose positiv ist. Dieses Vorgehen ist auch heute der richtige Weg.
Wenn man es so macht, dürfte am Ende ein ähnliches Verhältnis wie damals rauskommen. In diesem Fall müssten 850.000 Syrer gehen und ca. 100.000 dürften bleiben. Das würde im übrigen auch die Akzeptanz des Rechtsstaates wieder spürbar steigern.
Schutz vor Krieg ist auf Zeit angelegt. Verliert man das aus dem Blick, untergräbt das den Zweck von Schutz. Gerade im Falle der Kosovaren war es ähnlich schlimm wie jetzt in Syrien. Aber dennoch sind viele Menschen wieder zurückgekehrt, um Ihre Heimat aufzubauen.
Syrer, die sich integriert haben und arbeiten, dürfen bleiben. Wer nicht arbeiten will, hat hier keine Perspektive und muss zurückgehen. Das muss die Trennlinie sein. Ich verstehe nicht, warum die Union keine solche Linie findet, obwohl sie mit Kanzleramt, Innen- und Außenministerium alle Hebel in der Hand hat.